Geschichte

Einblick in die Entwicklung eines historischen Ortes zwischen Klostertradition und Moderne

Riddagshausen blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Gegründet im 12. Jahrhundert als Klosterdorf, entwickelte sich der Ort über Jahrhunderte hinweg und wurde Zeuge politischer Umwälzungen, Kriegsereignisse und sozialer Veränderungen. Vom mittelalterlichen Zentrum des religiösen Lebens bis hin zum heutigen Stadtbezirk Braunschweigs hat Riddagshausen immer wieder seine Bedeutung und Identität gewahrt. Entdecken Sie die spannende Entwicklung dieses einzigartigen Ortes, von den ersten urkundlichen Erwähnungen bis zur modernen Geschichte, die von engagierten Bürgern geprägt wurde.

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Das Dorf Riddagshausen wurde 1146 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als Heinrich der Löwe dem in Gründung befindlichen Kloster als Erstaustattung das Dorf Ritdageshusen mit all dessen Landbesitz und Arbeitskräften schenkte.
Aus dem Ortsnamen lässt sich ablesen, dass die Siedlung vermutlich schon zwei bis drei Jahrhunderte länger existierte. Gegründet wurde sie wahrscheinlich von einem Mann namens Ricdagus bzw. Riddagus; dieser Vorname war noch bis zum 12. Jahrhundert anzutreffen. Die Endung „-husen“ für einen Ortsnamen war in dieser Gegend bis zum frühen 10. Jh. „in Mode“.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstand außerhalb der Klosteranlage das Dorf Neuhof, das heute den Ortskern von Riddagshausen bildet. Es wird angenommen, dass sich hier Bewohner der aufgelösten Bauern­siedlungen Ottenrode (südwestlich von Gliesmarode), Hünessen (am Lünischteich) und Kaunum (an der Wabe zwischen Riddagshausen und dem Schöppenstedter Turm) niedergelassen haben.

Im Jahr 1605 zählte Neuhof zwei große Ackerhöfe und acht Kothöfe. Ab 1683 existierte hier auch ein Rittergut. 1822 wurde Neuhof mit der Klosterdomäne zur Kirchengemeinde vereinigt. Von 1832 bis 1948 bewirtschaftete die Familie Nehrkorn in vier Generationen die Domäne.

Im Laufe der Jahrhunderte kam es immer wieder zu Zerstörungen des Klosters durch die Braunschweiger, besonders in den Jahren 1542 und 1606. Von hier aus führten die Welfenherzöge ihre Belagerungen der Stadt Braunschweig. Nach gescheiterten Belagerungen verwüsteten die Braunschweiger das Kloster. Die Reformation wurde erstmals 1542 eingeführt und 1568 endgültig abgeschlossen.

Neuere Geschichte des Ortes

Im Jahre 1934 wurde Riddagshausen in die Stadt Braunschweig eingemeindet. Gleichzeitig wurde die Stadt Eigentümerin des Klostergutes. Die am 31. März 1935 gegründete Hermann-Göring Stiftung übernahm das Naturschutzgebiet und errichtete in der Buchhorst beim „Grünen Jäger“ den „Reichsjägerhof“. Ab 1939 übernahm sie auch das Klostergut.

Während des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1943 wurde Riddagshausen irrtümlich von englischen Bombern angegriffen, die eigentlich die Rüstungsbetriebe in der Kralenriede treffen wollten. Neben Treffern im Naturschutzgebiet wurde insbesondere der Klostergutsbereich schwer beschädigt, wobei viele Bewohner der Arbeiterhäuser des Klostergutes ums Leben kamen.

Nach dem Ende des Dritten Reiches wurde die Stiftung in „Jägerhofstiftung“ umbenannt und 1955 aufgelöst. Das Naturschutzgebiet und das Klostergut fielen an die Stadt Braunschweig, die das Gut bis 1968 selbst bewirtschaftete. Ab 1969 übernahm Karl Friedrich Osthoff das Gut, bevor es 1980 von der Volkswagen AG übernommen wurde. Die alte Substanz wurde in den Neubau des V.A.G. Marketing Management Instituts integriert.

Seit 1968 setzt sich die Bürgerschaft Riddagshausen mit Freundeskreis e.V. für den Erhalt und die Verschönerung des Ortsbildes ein. Unter der Leitung von Richard Borek und später seinem Sohn Henning wurden zwischen 1968 und 1980 mehrere historische Bauernhäuser aus dem Braunschweiger Land nach Riddagshausen versetzt. Besonders bemerkenswert sind das 1588 erbaute Warbsenhaus, das Lewehaus aus Liebenburg und die Verbindung des Parsau-Hauses mit dem Wendeburg-Haus.

Im September 1979 wurde die Bockwindmühle von Remlingen auf der Lünischhöhe eingeweiht und erhielt den Namen „Victoria Luise“, zu Ehren der letzten Braunschweiger Herzogin.

Heute gehört Riddagshausen zusammen mit Gliesmarode und Querum zum Stadtbezirk Wabe-Schunter. Im Oktober 2000 zählte der Ort 707 Einwohner. Besonders bekannt war Riddagshausen durch Herzogin Victoria Luise, die Tochter des letzten deutschen Kaisers, Wilhelms II., die hier viele Jahre lebte und 1980 im Alter von 88 Jahren verstarb.